Tanz
Uraufführung 1997, Berliner Ensemble und Teatro Vascello, Rom
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Der Titel von Brecht spielt an auf Judith im Alten Testament, die für ihr Volk Israel den General Holofernes enthauptet. Die biblische Härte wird in Brechts Fragment bei gleicher Mann/Frau Konstellation zu einem fernöstlichen Passionsspiel. Die Frau Okishi wird keine japanische Volksheldin, sondern „Ausländerhure“. In der Uraufführung dieses Brechtfragments aber ist die einzig „wahre“ Frau ein Transvestit.
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Elsa hat eine Schwester: Lili. Lili hat einen Mann beim russischen Geheimdienst: Ossip. Wladimir hat niemand, liebt aber Lili. So wird Lili die Muse der russischen Avantgarde und auch Elsa findet einen, der sie besingt: Louis Aragon. Melancholie ist ein Sprechtheaterstück über die Liebe und die Revolution für Schauspieler*innen und drei tanzende Kellnerinnen im Moskauer Hotel Lux, in dem die Sowjetunion führende kommunistische Emigranten einquartierte, bis es Anfang der Fünfziger als Hotel Zentralnaja wieder den normalen Betrieb aufnimmt.
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Else Lasker-Schüler, geboren in Wuppertal und gestorben in Jerusalem, hat nach ihrem Tod – statt Ikone zu werden – einen Club eröffnet, wo sie und ihre Lieblingsmenschen die Nacht zum Tag machen, der poetischen Sprache und der Körpersprache frönen, aber einander auch von den schlimmsten Verletzungen der Seele im und nach dem zweiten Weltkrieg erzählen.
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Dagny Jung ist die Tochter des kommunistischen Schriftstellers Franz Jung, die mit neunundzwanzig in der geschlossen Abteilung eines Wiener Krankenhauses stirbt. Diagnose: arbeitsscheu und erblich belastet. Sie stirbt dort 1945, als die Russen vor der Stadt stehen, aber kein Vater Franz am Bett. Offizielle Todesursache: Lungenentzündung. Die Revolution vergisst auch diese Kinder?
Uraufführung 1994, Italienische Botschaft, Berlin
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Bucklig, sehschwach und asthmatisch, aber dennoch lesend und schreibend, verbringt der dreißigjährige Dichter Leopardi seine letzten Monate im Haus seiner Eltern in Recanati. Was ihn rettet, sind Wörter. Die Tanzenden transportieren sie – auf Papier, eingeklemmt zwischen den Zähnen, zwischen Kinn und Brust, von Raum zu Raum, von Schauspieler zu Schauspieler. Leopardis letzte Monate waren im Jahr 1837. Gut 150 Jahre später ist die menschliche Einsamkeit die gleiche geblieben.
Uraufführung 1994, Akademie der Künste am Pariser Platz, Berlin
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Im selten gespielten Zwei-Männer-Stück von Bernard-Marie Koltès klären ein Dealer und ein Kunde nicht endgültig, ob sie Vertrauen zueinander haben können, und warum sie einander begehren wie eine Ware. In der Skoronel-Aufführung werden die zwei Männer zu zwei Frauen. Was sie tun, begleitet ein Ensemble von Tänzerinnen als Chor, der weiß, dass alles, was die beiden tun und lassen sie gefährdet und gefährlich macht zugleich.
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Noch einmal wird die Geschichte von Unica Zürn und Hans Bellmer erzählt, wie 1987 in Esperanza Hotel, diesmal aber aus der Perspektive des fatalen Mannes. Er ist auf der Suche nach dem Mädchen seiner Träume. Sie ist schon lange kein Mädchen mehr. Ihr Kummer ist schwer. Sie macht aus jedem Gramm ein Gedicht, während Paris, die Stadt, in der sie beide in den fünfziger Jahren leben, von der Liebe träumt.
Uraufführung 1992, Hebbel Theater, Berlin
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Don Juan weiß nicht wie leben, wenn er nicht Frauen verführt. Er sammelt sie, um von seinen Erinnerungen, seiner Vergangenheit leben zu können, bis er auf seine letzte Liebe trifft: Den Tod.
Uraufführung 1991, Theater am Halleschen Ufer, Berlin
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Lohensteins Trauerspiel um Nero und seine Mutter Agrippina wird in der Überarbeitung von Hubert Fichte die erste Sprechtheaterproduktion des Tanztheaters Skoronel. Tänzer und Schauspieler stehen gleichberechtigt auf der Bühne. Nero und Agrippina werden von einem Putsch gepeinigt. Anderthalb Jahrhunderte vor Kleists Penthesilea erzählen die barocke Textvorlage und ein heutiges Bühnengeschehen von Gewalttaten, vor denen Menschen beim Abrutschen ins Ungeheure nicht zurückscheuen.
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Mit Motiven der Ophelia-Thematik der Produktion von 1986 spielt diese, um zwei Männer erweiterte Wiederaufnahme von „Ophelia kann sein“. Die Waffen im Kampf gegen Zurichtungen und Zumutungen sind geheimnisvoller geworden, beunruhigender, nicht unschärfer.
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In einem Kloster am Meer erscheint den Nonnen in der Nacht vom 13. auf den 14. März 1932 ein Erlöser. Die acht Frauen in dem geschlossenen Haus sind bereit, sich für ihn an den Himmel nageln zu lassen. Sie erfahren, dass die Kehrseite der Askese die Ekstase ist und die Kehrseite von Verheißung Verhängnis heißt.
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Die krisengeschüttelte Existenz des Malers Vincent van Gogh stellt aus ihrer Zeit Fragen an das Jetzt im Jahr ’89, als die Welt sich extrem verändert und alte Räume zerfallen – nicht nur auf der Leinwand.
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Zweihundert Jahre nach der französischen Revolution werden zur „Ballettmusik“ der Einstürzenden Neubauten (Punk und Post-Industrial) die persönlichen und politischen Beweggründe der biblischen Judith, der Marat-Mörderin Charlotte Corday aus der französischen Provinz und der Ulrike Marie Meinhof aus dem deutschen Herbst miteinander verwoben. Alle drei sind aus politischen (und persönlichen) Gründen zu morden bereit gewesen.
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Die fünf Liedtext der Mathilde Wesendonck aus Wuppertal, verheiratet mit dem reichen Seidenhändler Otto Wesendock und dem Komponisten und Rebellen Richard Wagner verfallen, der ihre Texte vertont, sind der musikalische Faden, der Szenen einer unmöglichen Liebe miteinander verbindet. Wie bei Tristan und Isolde.
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Leben und Schreiben der Berliner Dichterin Unica Zürn (1916-1970) und die erotischen Darstellungen weiblicher Anatomie des Bildhauers Hans Bellmer (1902-1975) sind das Material, aus dem die obszönen, düsteren und auch die zärtlichen Fragen auf der Bühne sind. Zürn und Bellmer waren ein Paar, bis sie mit Anfang fünfzig in Paris aus dem Fenster eines Hotelzimmers sprang.
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Eine romantische Ophelia in einem windweiten Rest von Brautkleid, eine zweite, die klug und eine dritte, die radikal ist und im Haar eine lebende Ratte trägt, sie alle drei verlassen eine nach der andern die Vorlage „Hamlet“, selbst wenn es sie das Leben kosten könnte.
Uraufführung 1984, Ballhaus Naunynstrasse, Berlin
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Ein internationales Tänzerinnenkollektiv aus fünf Frauen in Westberlin inszeniert die Kassandra-Erzählung der Ostberliner Schriftstellerin Christa Wolf. Sie suchen einen Weg, Wolfs poetische Sprache in eine Körpersprache zu übersetzen und treten ohne Erlaubnis im Sommer ’85 mit dem Tanzstück in der Dorfkirche Pankow auf. Christa Wolf wohnt um die Ecke. Sie kommt nicht, aber die Stasi.