Regie Judith Kuckart
Premiere 2017
Judith Kuckart hat als Kind ihre Sommer mit der Großmutter Elisabeth in Willebadessen verbracht. Elisabeth war eine Erzählerin, sagt Kuckart. Mit dem Finger auf der Landkarte fremder Länder phantasierte sie von kindskopfgroßen Zitronen, beutelschwerer Känguru-Hitze und klapprigen Häusern ohne Keller. Und dieses Willebadessen, fand Elisabeth, war so schön wie ein Dorf in der Toskana – wo sie natürlich nie war, genauso wenig wie in Australien oder Sibirien. Aber das machte nichts, denn für die Enkelin wurde die Sommerfrische bei Elisabeth zu einer Reise in fremde heiße Länder. Seitdem liegt Willebadessen in der Toskana. Denn Heimat hat nicht unbedingt etwas mit Geografie zu tun. Heimat gibt es nur, wenn es auch die Fremde gibt. Sehnsuchtsorte gibt es hier wie dort. Davon zu erzählen ist der Weg, sie zu finden. Heimat, ist das, wo man herkommt, wo man hin will, was man tut? Ein professionelles Ensemble und Bewohner des Dorfs Willebadessen – egal, ob sie hier geboren oder aus Sibirien oder Syrien hierher gekommen sind – berichten davon, dass vielleicht erst die Fremde uns lehrt, wo wir hingehören. Erzähltheater für alle, die Heimatexperten sind oder es noch werden wollen.
Kritiken: Wolfgang Höbel, „Zu Besuch zu Haus“, Spiegel 33, 2017
s.a. unter Essays/Erzählungen:
- Heimaten, Buch zum Theaterstück "Heimaten", in: , Hrsg: , Edition Wege 2017