Abi Palmer
Sanatorium
Eine autobiografische Befragung
Ink Press Zürich 2022
Abi Palmers Sprache in dem Buch SANATORIUM ist authentisch, drastisch, poetisch, rhythmisch. Sie beschreibt, umkreist, lässt sich treiben. Text ergibt Text. Palmer ist eine queere junge Frau mit chronischen Krankheiten. Queer aber mag sich in ihrem Fall nicht nur auf die sexuelle Identität beziehen, sondern auch etwas Anderes im Anderssein meinen. Palmer und Text stehen offensichtlich schräg, also quer zu allem, was Norm ist, ergeben kein eindeutiges Bild, sondern nur eins mit mindestens sieben Gesichtern.
Im Netz und auf der Rückseite von SANATORIUM findet sich wenig über die Dichterin – nicht einmal das Geburtsdatum. Jung ist sie, ganz sicher, und wahrscheinlich hat sie eine alte Seele und eine reizbares Frühwarnsystem, wenn es um die Fragen von Race, Gender, Klasse und Körperlichkeit geht. 2017 erhielt die Londoner Dichterin und Künstlerin ein Stipendium, um an einem Rehabilitationsprogramm in Budapests Thermalquellen teilzunehmen. Das Sanatorium befindet sich auf einer Insel, der Margaretheninsel – mitten in der Donau und außerhalb einer Zeit, die sich Gegenwart nennt. Nach der Rückkehr in ihren Londoner Alltag versuchte Abi Palmer weiter, die Therapie in einer aufblasbaren blauen Badewanne fortzusetzen. Ihr Text SANATORIUM wurde während des Lockdowns live in ihrer aufblasbaren Badewanne vorgestellt. Zu dieser Zeit begann Abi Palmer auch mit den „Sanatorium Sessions“, eine Reihe von informellen Diskussionen und Performances mit multidisziplinären Künstlern – alle in ihren Badewannen sitzend.