Peter Zantingh
Nach Mattias
Diogenes 2020
Wer war Mattias? Wie war er? Was geschah? Ist er gestorben?
Und gleich an die vielen Fragen schließt sich die eine große an: Was ist eigentlich der Tod? Ist der Tod jemand, der einen zum Schreiben bringt? Was ihn, Peter Zantingh, den Autor dieses schmalen Romans „Nach Mattias“, zum Schreiben gebracht haben mag, fasst er gegen des seines Debütromans in einem Satz zusammen und legt ihn seiner Mutter in den Mund, die ratlos und rastlos und sehr isoliert mit ihrem kleinen Sohn lebt, der von chronischem Husten geplagt wird: „Es grämte sie manchmal, dass sie nicht in ein einziges Gefühl fassen konnte, was ihr Söhnchen für sie war.“ Auch Zantingh scheint es zu grämen, dass er nicht in einem Wort oder in einem einzigen Satz zu fassen kriegt, was Trauer ist. „Trauer ist wie ein Schatten“, lässt er Amber, die Freundin von Mattias, gleich auf der ersten Seite sagen. Reicht der Vergleich an das Gefühl heran? Kaum, oder? Im Roman „Nach Mattias“ erzählen acht Personen, die sich mal mehr, mal weniger, mal auch gar nicht auf den abwesenden Mattias beziehen. Doch ist es gerade dieser Abwesende, der die anwesenden Erzählenden wie hinter einen Schleier verweist, ja, sie in einen vom Autor hochgetunten Sprachort sperrt, an dem seltenen Gefühle in direkte Szenen umgesetzt werden. Eher bleiben sie wie gefiltert durch einen hohen Anspruch an die Sprache. Das hat etwas Gelungenes. Das hat auch etwas Angestrengtes Trotzdem, es lohnt sich die acht Personen kennenzulernen, die entlang der Person Mattias Momentaufnahmen oder auch sogar Monate aus ihrem eigenen Leben erzählen. Sie sprechen über sich, ihre Lebenssituationen, über die Lücke Mattias, die sie vor das Rätsel TOD stellt. Der Tod ist nicht zu verstehen.