Nils Fredrik Dahl
Auf dem Weg zu einem Freund
Kiepenheuer & Witsch 2006
„Auf dem Weg zu einem Freund“ ist ein poetischer, aber schwarzer Roman und hat zugleich eine große Wärme und Kraft – wegen eines nicht einfach zu ortenden inneren Lichts. Die Geschichte wechselt zwischen zwei Ebenen. Auf der gegenwärtigen erfahren wir, dass Vilgot, der Vierzigjährige einen Elefanten am Hals hat, den ein russischer Wanderzirkus bei ihm im Stall zurückgelassen hat, wie man eine Waise zurücklässt. Auf der Ebene der Vergangenheit erfahren wir, wie Vilgot, der Elfjährige, ständig auf dem Weg zu einem Freund, unter den Gleichaltrigen keinen findet und schließlich den Colamann trifft. „Ich bin auf dem Weg zu einem Freund“, sagt Vilgot. Der Colamann nickt. „Ich kann dich fahren.“
Das ist vor über dreißig Jahren gewesen.
Vilgot redet in den Jahren danach nicht, aber seine Erinnerung nimmt eine Form an, die zu schwer ist für ihn, die Form eines Elefanten. Und eines Tages steht tatsächlich ein Elefant in Vilgots Stall. Vilgot freundet sich mit dem Elefanten an. Er freundet sich mit dem fremden Gewicht in seinem Leben an. Und eines anderen Tages lässt Vilgot den Elefanten frei. Da hat das Erzählen längst begonnen.