Jessica Lind
Kleine Monster
Hanser Verlag Berlin 2024

KLEINE MONSTER ist der zweite Roman von Jessica Lind, geboren 1988, also ein Jahr vor Taylor Swift, aber in St. Pölten. In ihrem Roman, jetzt, erschienen bei Hanser Berlin, gibt es einen „Vorfall“ zwischen Pias Sohn Luca und einem Mädchen namens Alena. Pia kann nicht glauben, was ihrem Sohn im Zusammenhang mit diesem „Vorfall Alena“ vorgeworfen wird. Denn er ist ein guter Junge, sagt sie sich und auch ihm, während Misstrauen, chronisches Auf-der-Lauer-Liegen, Zweifel und Selbstzweifel, Angst, Wut und Trauer sich mehr und mehr ins Familienleben hineinnagen. Wie sehr Trauer und Angst beieinander liegen, erfährt Pia – so – bald. Denn der „Vorfall“ mit Alena zieht einen nächsten nach sich. Alena ist verschwunden. Im Wald? In einem See, wo sie – wie einst Pias kleine Schwester – ertrunken sein könnte? Oder ist sie verschwunden in einem Versteck, das nur Luca kennt? Ist sie das Opfer einer, seiner Kindergrausamkeit, – Opfer eines dunklen Begehrens, das auch einen Siebenjähirgen umtreiben kann?

Jessica Lind hat an der Filmakademie Wien Drehbuch und Dramaturgie studiert. Das merkt man ihrem Schreiben an. Sie arbeitet mit zwei Zeitebenen – dem Jetzt-Vorfall Luca und dem Damals-Unglück mit der ertrunkenen kleinen Schwester – die sie am Ende mittels Schnitttechnik dichter und dichter zusammenführt. Linds Form erinnert – in Ansätzen – an David Lynch. Eines jedoch wäre Lynch nicht passiert. Er hätte sich die zwei oder drei Sätze zu viel am Ende mancher Sequenz verboten. Sie erklären, was bereits gezeigt worden ist.