Andreas Pflüger
Wie Sterben Geht
Suhrkamp 2024
Nina Winter, Gorki -Expertin, Agentin und Anfang dreißig ist ziemlich groß und hat zwei schöne Beine, auf denen sie tanzen, überall joggen, aber auch schnell weglaufen oder andere verfolgen kann. Aus Liebe zu einem Mann hat sie das Boxen und aus Liebe zu sich selbst das Töten gelernt. Als Mädchen ist sie in einem Kofferraum aus der DDR in die BRD gekommen und mit der Mutter beim BND Vater gelandet, der immer nach Alkohol roch, wenn er sich zu ihr beugte.
Nachdem sie, die Slawistin war, bevor sie zum Geheimdienst kam, in einem Essay über die deutsche Russlandpolitik geschrieben hat, dass Schriftsteller nicht die Ärzte sind, sondern der Schmerz, landet sie auf kurzen Umwegen ebenfalls beim BND und wird für diese westdeutschen Firma Verbindungsoffizierin des Rem Kukura. Es ist das Jahr ´83. Gleich zu Beginn sprengt Pflüger die Glienicker Brücke – Brücker der Spione – in die Luft. Nina Winter ist die, die Kukura beim Austausch dort identifizieren soll. Sie überlebt im kalten Wasser. Das Attentat auf der Glienicker Brücke wird sich in Rückblenden als Folge raffiniert verschachtelter Intrigen erweisen.
Mit dieser fiktiven Explosion katapultiert Pflüger einen direkt hinein in seine Welt, in der alles größer, höher, schneller weiter und irgendwie auch schiwagohafter oder märchengleich ist. Er ein guter Konstrukteur, der schaut, was an Verwicklungen noch alles geht, bis diese Welt ihre umfassende Schlechtigkeit in Ost und West verrät. Pflüger: Ein Tüftler im großen Stil, der nie flirrend, dafür aber furios herausfinden will, wie Sterben funktioniert.