T.S. Eliot
Das öde Land
Neu übersetzt von Norbert Hummelt, Suhrkamp Verlag 2008
Mit der Sprachsonde stöbert er in den Hinterlassenschaften der Jahrhunderte herum, während er gleichzeitig heimatlos durch seine eigene Zeit streunt. Dabei herausgekommen ist eine Ikone der Moderne. Das Langgedicht „The Waste Land“ (1921) Die Lektüre von Shakespeares „Sturm“, von Bibel, Baudelaire, Augustinus, Dante, Hesse, um nur Weniges von Eliots verinnerlichter Bibliothek aufzuzählen, hat bei Eliot unauslöschliche Bilder in der Seele hinterlassen, die heute noch bis zu uns herüber leuchten, weil er dafür eine Sprache fand. Eliot war einer, der sich bezog auf das, was auf ihn eindrang, egal ob es sich dabei um die Stimme des blinden Sehers Teiresias aus der Antike oder das Stimmengewirr in der U-Bahn, egal, ob es sich um den Jazz Rhythmus aus einem Pub, oder das rhythmische Erlebnis beim Lesen von Terzinen handelte. Und das alles hat er in ein „Stück rhythmischer Quengelei“ verwandelt, sagte er selber. Diesen Kulttext hat jetzt Norbert Hummelt (Jahrgang 1962) mit dem Titel DAS ÖDE LAND neu übersetzt. Mir gefällt diese Übersetzung. Sie ist direkt, fast flapsig. Sie wird in zwanzig Jahren – aber welche Übersetzung hat das Schicksal nicht? – auch überholt sein. Sie ist es jetzt schon fast schon, willentlich und wissentlich, denn sie lehnt sich an die Sprache der achtziger Jahre an. Die Übersetzung nimmt die Bewegung und Bewegtheit des ersten Lesens von Hummelts Generation wieder auf und setzt Eliot nicht auf eine Kunstsäule, die mehr Respekt abverlangt als der Dichter der „rhythmischen Quengelei“ es selber je wollte.