Vendela Vida
Die Gezeiten gehören uns
Hanser Verlag, Berlin 2022
Eulabee ist klug, scharfsinnig und widerspruchsfreudig. Maria Fabiola ist schön, hat die perfekten Haare, und das wird auch so bleiben. Den beiden Dreizehnjährigen und ihren Freundinnen gehören Anfang der Achtziger Jahre und noch vor der Tech-Boom Ära die Straßen von Sea Cliff/Bay Area, von wo aus man die Golden Gate Bridge sieht. Den Mädchen gehören auch die Klippen am Meer, wo sie mit den Gezeiten um die Wette rennen. Das Klingeln ihrer Armreifen ist Zukunftsmusik, die verspricht, einmal keine durchschnittliche Biografie, sondern ein dramatisches Schicksal zu haben. Eines Morgens, als Eulabee und Maria Fabiola mit Freundinnen und Faltenrock zur Schule gehen, fragt sie ein Mann in einem weißen Wagen nach der Uhrzeit. Eulabee schaut auf ihre Swatch. Bei den anderen drei Mädchen passiert im Schlepptau von Maria Fabiolas Phantasie und Wunsch etwas anderes. Sie, charismatisch und geltungssüchtig, behauptet, der Mann habe sich „angefasst“. Eulabee widerspricht der Geschichte ihrer Lieblingsfreundin, und wird ab da von allen als Verräterin geschnitten.
Dann verschwindet Maria Fabiola plötzlich und liegt eines Tages ebenso plötzlich wie ein Findelkind wieder auf den Stufen ihres Elternhauses. Die „Entführung“, von der sie der Polizei erzählt, wird ein Triumph. Beim Lügen schauen alle sie an. Wenig später verschwindet auch Eulabee. Während sich Maria Fabiola und Eulabee auf ihre unterschiedlichen Weisen wichtig nehmen und so unnötig mit ihrem Kinderkram die Polizei beschäftigt, wird tatsächlich ein Mädchen umgebracht: Gentle, die unrasierte Hippiebraut …