Dorothee Elmiger
Aus der Zuckerfabrik
Hanser Verlag 2020
Ist eine Lesende von einem Buch angetan und bleibt doch ratlos, drängen sich ihr Vergleiche mit früheren Leseerfahrungen auf. So geschehen bei der Lektüre von Dorothee Elmigers neuem Buch AUS DER ZUCKERFABRIK. Elmiger, geboren 1985 in Wetzikon bei Zürich, folgt den Spuren des Geldes und des Begehrens durch die Jahrhunderte, schreibt der Hanser Verlag in seiner Ankündigung. Sie entwirft Biographien von Mystikerinnen, Spielern und Kolonialisten, protokolliert Träume und Fälle von Ekstase und Wahnsinn, die die ratlos Lesende an „Physik der Schwermut“ des bulgarischen Autors Georgi Gospodinov oder an „Gestürzter Engel“ des Schweden Per Olof Enquist erinnern. Hier wie dort tun sich in knappen, kunstvoll ineinandergefügten Liebeskatastrophen erschriebene Welten und Zusammenhänge auf, die sich entzünden an gesammeltem Wissen und längst Erzähltem, an Erfahrungen, Begehren und einem unstillbaren Hunger nach Sinn. Nein, so entsteht kein Roman im üblichen Sinn, kommt keine spannende Fiktion zu Papier, sondern ein anderes Erzählgewebe nimmt gefangen. Durch Elmigers Arbeitsweise entstehen in Momentaufnahmen, die nur schwerlich einen Halt im Moment davor und dem danach finden, unheimliche Mosaikwelten, die der ratlos Lesenden jene Welt, in der man morgens aufsteht und sein Marmeladenbrötchen isst, fremd werden lässt. Liebe und Hunger – so vermitteln de diese scharfkantigen Textgeschosse aus der Zuckerfabrik – gehören zusammen wie Biografisches und Bücher.
Ja, es lässt sich am Schreiben gehen, sagt ihr neues Buch.