Mittwoch, 1. Juli
Und auf welcher Spur bist du jetzt hier? fragt K. mit Lidokaincreme für die Mauswunde auf der Fingerspitze. Deswegen riecht er so nach Zahnarzt?
Ich wüsste gern, wo meine Erinnerungen sind, wenn ich sie gerade nicht habe, sage ich. Im Cortex, sagt K.
[J.K., Tagebuch Romanrecherche "Kein Sturm, nur Wetter"]
Freitag, 3. Juli
Vielleicht ist die Maus da in ihrer rechten Ecke depressiv, sage ich. Es riecht nach Tier und Streu, aber diskret. Dann sprechen wir über Nick Cave, über die Schönheit von verwaisten, alten Fluren an Sonntagen und über die Möglichkeit, auf Kuba zu arbeiten, wenn das hier mit der Forscherinnenkarriere nichts wird.
[J.K., Tagebuch Romanrecherche "Kein Sturm, nur Wetter"]
Dienstag, 7. Juli
Wie viel wird sich mein Schriftstellerhirn aus der Laborzeit hier klauen, und wie viel aus den Gesprächen am Rand? Wie viel wird esarchivieren und wie viel mehr wieder vergessen? Dann werde ich schreiben müssen, um zuwissen, was ich eigentlich alles noch weiß ...
[J.K., Tagebuch Romanrecherche "Kein Sturm, nur Wetter"]
Montag, 19.Juli
Habe ich mich bereits in meinem Gehirnverlaufen?
Was ist Ich? Was ist mein Hirn? Achtung, bloß nie das Wort Gehirn als Subjekt im Satz einsetzen. Bloß nicht! Das wäre ein Kategoriefehler.
[J.K., Tagebuch Romanrecherche "Kein Sturm, nur Wetter"]